„Die Geburt ist der Start, die Landung der Tod, dazwischen liegt eine To-do-Liste, die wir zügig abarbeiten. Während der eine hinter der Bar zwei Liter Zitronensaft presst und Holzspieße mit Erdbeeren oder Oliven bestückt, steht der andere im Operationssaal und baut künstliche Herzklappen ein. Wieder ein anderer ist Bestatter.
Kein Leben ist spektakulärer als das andere. Wir sind Geschwister, Nachbarn, Arbeitskollegen, Freunde, Feinde, wohnen in derselben Stadt, leben Haus an Haus, schlafen Wand an Wand, begegnen uns im Treppenhaus, im Bus, beim Bäcker, belohnen uns mit Pizza, Eis, Kino, Urlaub. Wir schlafen schlecht oder nicht. … Wir geistern durch den Tag, füttern Enten, langweilen uns, treffen, beschimpfen, verlieben und trennen uns in Echtzeit oder online. Wir verschulden uns, finanziell oder menschlich. Wir sind schlecht informiert und gutgläubig. Wir meckern und reden andere schlecht, um uns selbst besser zu fühlen. Wir verbringen zu viel Zeit in geschlossenen Räumen. Wir treten in Fettnäpfchen und das Schlimmste: Wir verbiegen unsere Träume bis zur Unkenntlichkeit.
Und wir streiten. Ich stelle mir vor, nach jedem Streit bleiben schwarze Löcher in unserer Aura, wie fette Sommersprossen, aber eben Löcher, die unsere Lebensfreude schlucken. Wir halten durch, geben auf, gehen unter. Wir leben, lachen, lästern und wir sterben.“
Zitat S. 120
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Diese Seite hat mich beim Lesen ziemlich erwischt. Genau so ist Leben. Und dieser Roman ist so vieles – melancholisch, traurig, tragisch, komisch, trotz allem absolut lebensbejahend, berührend, nachhallend. Danke an Petra Pellini für dieses außergewöhnliche Buch. Bin großer Fan von der besonderen Beziehung zwischen Hubert, Linda und Ewa.
